Jadon Sturz fährt als Busfahrer bei den Stadtwerken Tübingen. Hier erzählt er, warum Busfahren für ihn der Traumberuf ist, was ihm an seinen nächtlichen Fahrten besonders gefällt, welche Herausforderungen er im Berufsalltag meistert und warum er die Linie 1 so gerne fährt.
Jadon, wie kam es zu diesem Berufswunsch?
Busfahrer war mein Traumberuf. Ich fand schon als Kind große Fahrzeuge spannend. Nach meiner Ausbildung zum Berufskraftfahrer bin ich zuerst LKW gefahren und hab dann den Busführerschein gemacht, um beim swt-Verkehrsbetrieb anzufangen. Seit Mai 2024 fahre ich TüBus. Mir gefällt es, die Stadt jeden Tag neu zu erleben.
Du arbeitest auch in der TüBus-Leitstelle. Warum?
40 Prozent der Zeit verbringe ich in der Leitstelle, die den Busverkehr koordiniert. Da bin ich Ansprechpartner für die Fahrer draußen und helfe, Probleme zu lösen. So bekomme ich mit, was in allen Bussen und im Verkehr insgesamt passiert. Die Abwechslung macht Spaß.
Welche Linie fährst du am liebsten?
Die Linie 1, denn ich bin auf dem Herrlesberg aufgewachsen. Außerdem ist die kurvige Strecke durch Lustnau reizvoll. Geradeaus fahren ist langweilig. Ich mag auch die lange Linie 5 zwischen Derendingen und den Kliniken. Da vergeht die Zeit wie im Flug. Ständig kleinere Runden zu drehen, ist anstrengender.
Hast du ein Lieblingsfahrzeug?
Je größer, desto besser! Besonders mag ich unsere E-Gelenkbusse, die fahren so schön ruhig und kommen die Berge super hoch. Ich fahre auch Sprinter, das ist ein bissle wie Taxi. Da gibt es mehr Fahrgast-Kontakt. Meistens angenehmen. Auf der Linie 32 sind die Leute glücklich, wenn wir kommen.
Wie sind die Fahrgäste denn sonst?
Im Bus fahren alle Arten von Menschen mit, freundliche, teilnahmslose, gestresste. Manche vergreifen sich auch im Ton. Ich hab gelernt, ruhig zu bleiben. Wir haben hier einen sehr guten Busverkehr, viele nehmen das als selbstverständlich und beschweren sich über Dinge, für die ich als Fahrer gar nichts kann.
Stressen dich Verspätungen?
Pünktlichkeit ist wichtig, klar. Doch bei Verspätungen bringt es wenig, zu beschleunigen, die nächste Haltestelle kommt ja gleich wieder. Aber auf Nachzügler warten kann ich dann nicht. Wenn die Türen zu sind und die Zeit ist knapp, muss ich los. Mittlerweile lass ich mich nicht mehr stressen. Wir haben ja am Ende der Linie Pufferzeiten zum Ausgleich.
Wie sieht deine Schicht aus?
In der Leitstelle bekomme ich meinen Einsatzplan. Ich fahre jeden Tag andere Umläufe. Ein Umlauf ist der Fahrplan für einen bestimmten Bus, der manche Linien kombiniert wie die 1 und die 7. So komme ich überall in Tübingen herum. Meine Pause verbringe ich entweder am ZOB oder, wenn ein E-Bus nochmal laden muss, beim Betriebshof.
Welche Schichtzeiten sind dir am liebsten?
Abends und nachts! Die Atmosphäre gefällt mir. Man merkt, dass die Leute freiwillig unterwegs sind und Spaß haben. Zudem sind weniger Autos und Radfahrer auf der Straße und die Ampeln sind aus.
Welche gefährlichen Situationen erlebst du?
Wenn sich viele Kinder nach Schulschluss an der Haltestelle drängeln und dann teils auf den Bus zurennen. Da hupe ich schon mal laut. Am ZOB queren oft Fußgänger vor den Bussen die Fahrbahn, das ist echt riskant. Auch manche Radfahrer verhalten sich so, als hätten sie sieben Leben, dabei sind sie ganz ungeschützt. Zum Beispiel bei der Verkehrsinsel am Ende der Neckarbrücke, wo der Radweg endet, müssen wir Busfahrer höllisch aufpassen.
Was hat dich überrascht?
Wie ruhig es selbst im vollen Bus zugeht. Oft wundere ich mich, wenn ich nach hinten schaue und die vielen Köpfe sehe. Alle sind mit dem Handy beschäftigt oder haben Kopfhörer auf. Selbst im Schulbus fällt das auf.
In welcher anderen Stadt würdest du gerne mal Bus fahren?
In einer richtigen Großstadt wie Berlin!
Tipps für sicheres Busfahren
Sich setzen, wenn Plätze frei sind. Beim Stehen immer gut festhalten. Rucksäcke oder Schulranzen auf den Boden stellen. Älteren Leuten, Schwangeren sowie Eltern mit Kleinkindern Platz anbieten. Beim Warten an der Haltestelle Abstand zum Bordstein halten. Nie direkt vor oder hinter dem Bus über die Straße laufen. Rücksicht auf andere nehmen.
