Arbeiten, wie es morgen sein soll

Arbeiten, wie es morgen sein soll

Als Annika Schäfer im Sommer 2023 bei den swt anfing, war sie positiv überrascht, wie modern es zugeht. Mit „Stadtwerk“ hatte sie ein eher traditionelles Ambiente assoziiert.

Die Arbeitswelt ist im Wandel. Immer flexibler, smarter, effizienter soll es zugehen – in den Büros ebenso wie in den technischen Anlagen. Auch die Stadtwerke Tübingen zeigen Mut zur Veränderung, denken über neue Methoden nach und probieren vieles aus. Wie modern sind die swt? Ein Interview mit der Personalerin und Psychologin Annika Schäfer.

Was verstehen Sie unter „New Work“?

Wir wollen die Arbeit nicht neu erfinden, sondern sie attraktiver machen, menschlicher, sinnvoller, den technischen Fortschritt für uns nutzen. Denn es gibt so viele Herausforderungen: Die Welt verändert sich immer schneller und unberechenbarer. Mit New Work können wir uns als Unternehmen an gesteigerte Anforderungen anpassen und unsere Arbeitskultur stärken.

Wie modern ist die Arbeitswelt der swt?

Es ist schon viel passiert! Die Mitarbeitenden-Orientierung ist hoch. Wir sind zertifiziert für „beruf&familie“, also dafür, Erwerbs- und Care-Arbeit gut zu vereinbaren, kooperieren mit einer Tagesmutter, fördern die Gesundheit unserer Beschäftigten. Homeoffice ist nicht mehr wegzudenken. Geteilte Schreibtische, flexible Büros und vielerlei digitale Tools halten Einzug. Aber ein Stadtwerk ist kein Start-up, sondern ein sehr heterogenes Unternehmen, in dem alle ihren Weg finden müssen.

Sie haben eine New-Work-Arbeitsgruppe gegründet. Was macht die genau?

Hier kommen Leute aus ganz verschiedenen Abteilungen zusammen und tauschen sich aus: Welche Ansätze gibt es schon? Was lernen wir daraus? Was können wir uns von anderen abgucken? Entscheidungen erfordern Bewusstsein, Mut und Fehlerkultur. Wenn wir in einigen Jahren unser Hauptgebäude sanieren, wird viel Bürofläche fehlen – auch darauf bereiten wir uns vor.

Wie verändert „New Work“ die Arbeit?

Ein Beispiel: Hybrides Arbeiten, mal mobil, mal im Betrieb, ändert das Büroleben. Einen Schreibtisch für sich allein haben viele nicht mehr. Desk-Sharing erfordert Disziplin, man muss seinen Platz buchen, immer aufräumen. Doch es ist machbar, zumal es ja immer digitaler zugeht. In unserer IT etwa klappt das sehr gut. Am modernsten ist wohl unser Schweickhardt-Areal, wo sich drei Sachgebiete ein Großraumbüro teilen – ein echter Coworking-Space mit Küche, Sofaecke, Rückzugsräumen. Damit das funktioniert, haben sie sich auf „WG-Regeln“ geeinigt.

Wie kommt die Digitalisierung den Mitarbeitenden zugute?

Wir nutzen Tools, die uns die Arbeit erleichtern und Prozesse verschlanken. Und überlegen genau, was wir anschaffen. Große Summen stehen uns für New Work nicht zur Verfügung. Und jede neue Software ist zuerst eine Zumutung – die Beschäftigten sollen nicht alleingelassen werden damit. Ziel ist, die Selbstwirksamkeit zu fördern. Wie frei und selbstorganisiert wir arbeiten, finde ich beeindruckend. Und es entstehen so gute Ideen: Eine Abteilung baut ihr eigenes „Wiki“ auf, um Wissen zu dokumentieren und zu teilen. Und wir haben eine digitale Lernwelt eingeführt, die Schulungen und Weiterbildungsangebote bündelt und allen offensteht.

Wie sieht das im technischen Bereich aus, wo Homeoffice schwierig ist?

Nicht jeder Bereich kann alles umsetzen. Natürlich wollen wir die Kolleginnen und Kollegen in der Technik mitnehmen. Auch hier ändert sich einiges. Aktuell überlegen wir zum Beispiel, wie wir eine Vier-Tage-Woche gestalten könnten, und tauschen uns mit anderen Stadtwerken dazu aus.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Neue Gewohnheiten zu etablieren, braucht Zeit. Jeder arbeitet anders, jeder nimmt Veränderung anders auf. Ich freue mich über jeden Entwicklungsschritt. Übrigens ist auch Scheitern okay, um am Ende eine gute Balance zu finden. Ich wünsche mir aber, dass uns Mut und Energie für neue Schritte so bald nicht ausgehen!