Hinter den Kulissen der Großbaustelle: Die Stadtwerke Tübingen und der neue ZOB

Mehrere swt-Sparten maßgeblich an Umbau beteiligt | Tübingens größte Baustelle steht kurz vor ihrem Abschluss: Am Donnerstag, 27. Juli 2023, geht der neue Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) in Betrieb. Rund vier Jahre dauerte die großangelegte Neugestaltung am Tübinger Europaplatz. Attraktiv, übersichtlich und barrierefrei sollte der neu gestaltete Stadteingang durch die umfangreichen Maßnahmen werden. Seit Beginn der konkreten Planungen im Jahr 2012 waren neben der Stadtverwaltung auch die Stadtwerke Tübingen (swt) beteiligt – besonders groß war das Arbeitsaufkommen beim TüBus.

Die ganze Bandbreite der swt-Versorgungsinfrastruktur wurde im Untergrund der Großbaustelle am Europaplatz neu aufgebaut. (Foto: swt/Marquardt)

Rund 30.000 Menschen sind täglich am Tübinger Europaplatz auf dem Bahnhofsvorplatz unterwegs. Sämtliche TüBus-Linien verkehren von hier aus in alle erdenklichen Richtungen. Damit die Abläufe am Verkehrsknotenpunkt Nummer eins in Tübingen reibungslos und sicher funktionieren, muss das Konzept bis ins letzte Detail durchdacht sein. Über zehn Jahre lang beschäftigten sich Verkehrsplaner Lars Hilscher und das TüBus-Team mit den Planungen zur Gestaltung des neuen Busbahnhofs. Neu ist unter anderem die Anordnung der Bussteige. Statt paralleler Inselsteige sind die Haltestellen jetzt in der „Sägezahnstellung“ angeordnet. Der große Vorteil: Die Busse sind unabhängig voneinander. Auf gerader Linie können die Fahrzeuge problemlos an stehenden Bussen vorbeifahren. Kürzere Wege haben auch die Fahrgäste: Bus- und Hauptbahnhof liegen näher aneinander.

Die ersten Maßnahmen am Europaplatz wurden bereits 2019 umgesetzt. Ein aufwändiges Provisorium sicherte den Linienbetrieb trotz der Großbaustelle. Für den jahrelangen Baustellenbetrieb werden die Fahrgäste zukünftig mit attraktiven Wartebereichen und barrierefreien Zugängen entschädigt. „Der neue ZOB überzeugt mit breiten Fußwegen, großzügigen Wetterschutzdächern, optimaler Beleuchtung sowie moderner Hard- und Software zur Echtzeitverfolgung der Linienbusse“, sagt Lars Hilscher. „Der ÖPNV in Tübingen wird mit der Inbetriebnahme des neuen Busbahnhofs auf ein deutlich verbessertes Niveau gehoben.“

Linienbetrieb unter Baustellenbedingungen

Zusammen mit dem Fahrrad bildet der ÖPNV eine der wichtigsten Säulen der Mobilität in Tübingen. Die größte Herausforderung für TüBus bei der Neugestaltung des ZOB war es, den Betrieb jedem neuen Bauabschnitt entsprechend anzupassen. Während der letzten vier Jahre mussten sich die Busfahrerinnen und Busfahrer auf immer wieder neue Fahrwege auf beengtem Raum im Baustellenbereich einstellen. Nach jahrelangen Kurzzeitlösungen tritt der neue Fahrplan im Dezember 2023 in Kraft.

Mehrere swt-Sparten legten die Grundsteine für den neuen ZOB

Viele weitere Stadtwerke-Sparten waren jahrelang mit dem Europaplatz beschäftigt. Die ganze Bandbreite der swt-Versorgungsinfrastruktur wurde im Untergrund der Baustelle neu aufgebaut. Der neue ZOB – einschließlich der noch nicht vollständig ausgebauten Bereiche – wurde mit Fernwärme, Gas, Wasser, Strom und Glasfaser erschlossen. Rund 30 Kilometer neue Leitungen erstrecken sich quer über das Gelände. Zwei neue Trafostationen versorgen den Bus- und Hauptbahnhof sowie die umliegenden Gebäude mit ausreichend Strom. Das Fernwärme-, Gas- und Wassernetz der swt reicht bis zur neuen PKW-Tiefgarage der Stadtwerke sowie der neuen Radstation, viele weitere Anschlüsse sind zukünftig noch möglich. Neue Glasfaserleitungen gewährleisten unter anderem den Betrieb der dynamischen Fahrgastinformation (DFI-Anzeiger) an den Bussteigen. Nicht alle Maßnahmen können vor der Eröffnung des neuen ZOB abgeschlossen werden: Die neuen Leitungen verlaufen auch über das Gelände des provisorisch eingerichteten alten Busbahnhofs. Das bisherige Areal in der Mitte des Europaplatzes muss vollständig zurückgebaut werden, damit die Arbeiten mit dem sogenannten „Maschenschluss“ beendet werden können.

Tübinger Stadteingang strahlt im „Licht nach Bedarf“

Mit der neuen Beleuchtung am ZOB setzen die swt auf Sicherheit und Nachhaltigkeit: Rund 140 Masten mit mehr als 300 Leuchten sind am Busbahnhof, Bahnhofsvorplatz, am Radweg und im Anlagenpark vorgesehen. Ein Großteil der Leuchten ist mit der sensorgesteuerten Technik „Licht nach Bedarf“ ausgestattet. Die moderne LED-Technik spart Energie und garantiert eine hohe Helligkeit sowie gleichmäßige Lichtverteilung. Seit Ende 2021 montiert das Team vom Technischen Service der swt Leuchten und Masten am Busbahnhof, stellt Kabelverteilerschränke auf und installiert die Beleuchtung in den Wartebereichen. Besonders arbeitsintensiv waren die letzten Wochen vor der Eröffnung: Bevor die Kabel für die Beleuchtung in die Leerrohre gezogen und an das Stromnetz angeschlossen werden konnten, mussten zuerst die Tiefbauarbeiten abgeschlossen sein. Dank Kreativität und teils unkonventionellen Methoden gelang es den swt-Montageteams, den Betrieb von ZOB und Ammertalbahn trotz enormem Zeitdruck nicht zu behindern: Um den tagsüber regen Verkehr im Bahnhofsbereich nicht zu beeinträchtigen, wurde ein Teil der Masten in der Europastraße mitten in der Nacht aufgestellt. Ein Rückstau mit möglichen Auswirkungen auf den Zugverkehr der Ammertalbahn konnte so verhindert werden. Weiter gehen die Arbeiten als nächstes rund um den Anlagensee mit der Beleuchtung der Sitzelemente und des Wasserspiels.

Im Untergrund: swt-Tiefgarage am Hauptbahnhof seit Dezember 2022 geöffnet

Auch die Tiefgarage Hauptbahnhof entstand unter Stadtwerke-Regie. 72 Stellplätze, davon sieben mit E-Ladestationen, wurden unterhalb des Europaplatzes gebaut. Besonders komfortabel ist das Parken und Bezahlen seit der Eröffnung im Dezember 2022 durch die Erfassung der Autokennzeichen bei der Einfahrt in die Tiefgarage: Die Kennzeichen werden für die Dauer des Parkens in einem System hinterlegt und ersetzen das Parkticket. Die Parkzeit kann in bar oder bargeldlos nach Eingabe des Kennzeichens am Kassenautomat bezahlt werden.

Einweihung mit Festakt: swt-Oldtimerbusse unterwegs im Stadtverkehr

Am 27. Juli ist es soweit: Der ZOB geht in Betrieb. Die Inbetriebnahme der ersten zwölf Bussteige feiert die Stadtverwaltung mit der öffentlichen Einweihung des Busbahnhofs und einem Familienfest auf dem Europaplatz. Als Hauptsponsor der Veranstaltungen sind die Stadtwerke Tübingen an beiden Tagen mit verschiedenen Angeboten vertreten. Am Freitag, 28. Juli, erinnert eine Plakatausstellung an die Geschichte des ZOB. Passend dazu drehen zwei Oldtimerbusse ab 15:00 Uhr ihre Runden in der Universitätsstadt. Der Zustieg ist alle 15 Minuten entweder über eine nördliche Route in der Wilhelmstraße und am Nonnenhaus oder über eine südliche Route am LTT, Sternplatz und Loretto möglich. Zum bunten Programm beim Familienfest am Sonntag, 30. Juli, gehört das Glücksrad-Quiz der swt. Außerdem laden die Stadtwerke Tübingen ab 13:00 Uhr zur Besichtigung von drei modernen Linienbussen ein.

Auch nach der Eröffnung des neuen ZOB gehen die Arbeiten am Europaplatz für die swt weiter. Aus Platzgründen auf der Großbaustelle sowie Verzögerungen im Bauablauf konnten sechs Bussteige nicht rechtzeitig fertiggestellt werden. Diese werden – ebenso wie der Taxistand und der Vorplatz zur Bahnhofshalle – während der Sommerferien fertiggestellt. Auch die vollständige Inbetriebnahme der dynamischen Fahrgastinformation (DFI) erfolgt sukzessive. Damit sich die Fahrgäste am neuen ZOB bestmöglich zurechtfinden, setzt TüBus in den ersten Tagen nach der Eröffnung Lotsen am Europaplatz ein. Busbahnhof und Park bleiben noch eine Weile Baustelle, im Herbst 2023 werden die ersten Bäume gepflanzt.