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7 Jahrzehnte zuverlässige Trinkwasserversorgung: Stadtwerke Tübingen feiern 70 Jahre Wasserbehälter Sand

Das Herz der Tübinger Wasserversorgung: Im Wassermischbehälter Sand werden bis zu 6,6 Millionen Liter Wasser gespeichert. (Foto: swt/Jäger)
Wasser marsch! Stadtrat Gustav Asmuß, Oberbürgermeister Dr. Wolf Mülberger, Stadtwerke-Verantwortlicher Ernst Keim und Stadtwerke-Direktor Hermann Appel (v.l.n.r.) bei der Übergabe des Wasserhochbehälters Sand 1954. (Foto: swt)
1992 wurde der Wasserbehälter auf dem Sand für das Mischwasserkonzept erweitert. (Foto: swt)

Das Herz der Tübinger Wasserversorgung ist der Wassermischbehälter Sand, wo Bodenseewasser und Grundwasser aus dem Neckartal gemischt werden. Mit dem Bau des Wasserbehälters legten die swt Anfang 1953 den Grundstein für die moderne Wasserversorgung in der Universitätsstadt. Seit ihrer Erweiterung um einen großen Mischbehälter im Jahr 1992 ist die Anlage auf dem Sand der zentrale Ort, von wo aus ein Großteil Tübingens mit Wasser versorgt wird.

„Tag der offenen Tür“ im Wassermischbehälter Sand am Samstag, 25. März

70 Jahre nach der Errichtung des Wassermischbehälters Sand laden die Stadtwerke Tübingen zum „Tag der offenen Tür“ auf das Anlagen-Gelände ein. Eine einmalige Gelegenheit, den hinter Bäumen und Hügeln versteckten „besonderen Ort“ mit der Pumpenhalle, dem Mischturm und den Speicherkammern zu entdecken. Am Samstag, 25. März von 13:00 bis 17:00 Uhr können große und kleine Besucherinnen und Besucher das Herz der Tübinger Wasserversorgung erkunden: Die 30-minütigen Führungen lassen keine Fragen zum Thema Tübinger Trinkwasserversorgung offen. Eine Ausstellung bietet spannende Informationen rund ums Thema. Auch für Verpflegung ist gesorgt. Mehr Informationen zum Jubiläum, zur Anfahrt und den Führungen gibt es unter: www.swtue.de/70-jahre-wasserbehaelter.    

1953 – in dem Jahr, als Tübingen Gründungsmitglied der Bodensee-Wasserversorgung geworden war – wurde auf dem „Sand“ ein neuer Wasserbehälter gebaut. Er sollte die Neubaugebiete im Norden der Stadt versorgen. Seit den Nachkriegsjahren hatte es in Tübingen immer wieder Wasserknappheit gegeben und obwohl 1954 der Brunnen Unteres Neckartal erschlossen wurde, kam das Wasservorkommen der Tübinger Brunnen an seine Grenzen. Die Lösung war der Anschluss an die geplante Fernleitung der Bodensee-Wasserversorgung. Ab 1958 kam erstmals Bodenseewasser in Tübingen an – im Behälter auf dem Sand. Die Mischung aus Bodenseewasser und dem wesentlich härteren Grundwasser des Neckartals sollte das Tübinger Trinkwasser weicher machen. Die vielversprechende Maßnahme erwies sich zunächst als problematisch: Freigesetzte Kohlensäure griff die Leitungen an. Tübingens Wasserversorgung wurde in zwei Bereiche getrennt: eine mit weichem Bodenseewasser, eine mit hartem Eigenwasser, was über Jahrzehnte zu Unmut in der Bevölkerung führte.

Mischbehälter auf dem Sand löste Tübingens Wasserproblem

Die Lösung für Tübingens Wasserproblem brachte 1992 ein spezieller Mischturm. Um die überschüssige Kohlensäure zu entfernen, werden dem Neckartal-Wasser Luftperlen zugesetzt. So kann das Mischwasser ohne Korrosionsgefahr für das Leitungsnetz befördert werden. Das Eigenwasser und Bodenseewasser werden im Verhältnis eins zu drei zu Mischwasser des mittleren Härtebereichs 2 gemischt. Heute speichert der in den 90er-Jahren erweiterte Behälter in drei Kammern 6,6 Millionen Liter Mischwasser. Pumpen befördern es über weitere Hochbehälter durch das 500 Kilometer lange Leitungsnetz in verschiedene Stadtgebiete.

In den letzten Jahren haben die swt einige ihrer Wasserbehälter von Grund auf saniert. Auch die Fliesenverkleidung im Mischwasserbehälter Sand hatte ihre Nutzungsdauer im Jahr 2018 erreicht. Bei laufendem Betrieb wurde eine Kammer nach der anderen in einem aufwändigen Verfahren grundsaniert: Die Fliesen wurden entfernt und die Oberfläche mit einem Hochdruckwasserstrahl vorbereitet. Im Anschluss konnte in der großen Kammer der Bodenestrich erneuert und eine neue, mineralische Beschichtung aufgetragen werden. Die beiden kleineren Kammern wurden mit einer Kunststoff-Auskleidung versehen. Kontinuierliche Untersuchungen der verwendeten Materialien sowie regelmäßige Trinkwasserproben sicherten jederzeit die Qualität des Trinkwassers. Nach zweijähriger Bauzeit wurde die Sanierung im September 2020 abgeschlossen.

Entspannungsturbinen im Wassermischbehälter Sand erzeugen Strom

Neben qualitativ hochwertigem Trinkwasser wird im Mischwasserbehälter Strom für rund 340 Vier-Personen-Haushalte erzeugt: Mit dem Druck des Bodenseewassers. Das kommt mit einem höheren Druck in Tübingen an, als er für die Einleitung in den Wasserbehälter benötigt wird. Entspannungsturbinen wandeln den überschüssigen Druck in elektrische Energie um – und erzeugen damit bis zu 1,2 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr.

Das Wassernetz in Tübingen wächst: Neuer Behälter bei Derendingen geplant

Dank wassersparender Geräte ist der Verbrauch pro Person heute zwar geringer als beispielsweise noch in den 70er Jahren – der Anspruch an das Wassernetz wird trotzdem größer: Mit der steigenden Einwohnerzahl werden die Verbrauchsspitzen extremer. Neue Leitungen sollen die Überlastung des Netzes verhindern. Auch mit der sich wandelnden Stadt muss das Wassernetz mithalten. Besonders im Süden ist Tübingen in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen. Daher soll auf der Anhöhe „Käppele“ bei Derendingen in wenigen Jahren ein zweiter großer Trinkwasserbehälter als Gegenspieler für den Wasserbehälter Sand entstehen – mit einem Fassungsvolumen von rund 2.000 Kubikmetern und ausreichend Kapazität für die Südstadt, Weilheim, Kilchberg und Kreßbach.

Um das Trinkwasser zum geplanten neuen Hochbehälter zu transportieren, bauen die swt eine rund sieben Kilometer lange Transportwasserleitung von der Lustnauer Adlerkreuzung bis nach Derendingen. Seit 2016 wurden Teilstücke von der Kelternstraße über die Wilhelmstraße bis zum Stadtgraben verlegt. Unter der Bahnstrecke und der B 27 hindurch wurde die Leitung über die Jurastraße bis zur Danziger Straße vorangebracht. Es folgt noch ein Abschnitt durch den Fahrradtunnel, bevor die Bauarbeiten auf der Alleenbrücke und mit dem Aufstieg auf die Anhöhe „Käppele“ fertiggestellt werden. Nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens für den neuen Wasserbehälter rechnen die swt mit einer Bauzeit von rund zwei Jahren.

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