Lass‘ die Sonne rein – ins Tübinger Fernwärmenetz! Baubeginn für den Solarthermiepark Au

Anlage soll für mehr Wärmeanteil aus Erneuerbaren sorgen | „Lass‘ die Sonne rein“, rappten Die Fantastischen Vier 1992. Genau das haben jetzt die Stadtwerke Tübingen auch in ihrem Fernwärmnetz vor. Mit dem Solarthermiepark Au beginnt ein Meilenstein-Projekt für die Wärmetransformation in Tübingen. Die Anlage wird eine der größten ihrer Art in der Region. Sie sorgt dafür, dass größere Mengen klimafreundliche, durch Sonnenkraft erzeugte, Wärme im Fernwärmenetz landen. Im Herbst 2025 soll der Solarthermiepark fertig sein. Auf Teilen des Areals gestaltet und plant die Stadtverwaltung für die nahegelegenen Wohnquartiere Freizeitflächen. Am „Internationalen Tag der Sonne“ brachten Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer und swt-Geschäftsführer Ortwin Wiebecke das Projekt offiziell auf den Weg.

Mit einem symbolischen Spatenstich wurde das Projekt "Solarthermiepark Au" in Tübingen offiziell auf den Weg gebracht. Von links nach rechts: David Pätzold (Projektleiter swt), Peter Kaiser (Abteilungsleiter Erzeugung swt), Oberbürgermeister Boris Palmer, swt-Geschäftsführer Ortwin Wiebecke, Hanno Brühl (Prokurist swt). (Foto: swt/Schermaul)

Das Wärmeplanungsgesetz in Baden-Württemberg fordert einen Erneuerbaren Energien-Anteil bei der Fernwärme von 30 Prozent bis 2030. Die Universitätsstadt und die Stadtwerke Tübingen (swt) wollen mehr. Sowohl das Klimaschutzprogramm 2030 der Stadtverwaltung als auch die strategischen Ausbauziele der swt peilen einen höheren EE-Anteil in kürzerer Zeit an. Mehr als 50 Prozent EE-Anteil sollen es bis 2030 im Fernwärmenetz der swt sein. Auf dem Feld zwischen dem Wasserschutzgebiet „Au“ und der Firma Möck gehen die Arbeiten an der Solarthermieanlage jetzt richtig los. In den vergangenen Wochen liefen bereits erste Vorbereitungen, die Baustelle wurde eingerichtet und die mit der Errichtung des Technikgebäudes begonnen. Bald nun soll der eigentliche Bau der Anlage mit den ersten Röhrenkollektoren starten. Am „Internationalen Tag der Sonne“ der Vereinten Nationen brachten Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer und swt-Geschäftsführer Ortwin Wiebecke das Projekt mit einem symbolischen Spatenstich offiziell auf den Weg.

Boris Palmer, Oberbürgermeister der Universitätsstadt Tübingen, sagt: „Die Sonne schickt in einer Stunde etwa so viel Energie zur Erde, wie die gesamte Menschheit in einem Jahr verbraucht. Deshalb müssen wir die Kraft der Sonne wirkungsvoll nutzen – und mit dieser sowohl Wärme als auch Strom produzieren. Der Baubeginn des Solarthermieparks Au markiert also einen bedeutenden Schritt in unserer nachhaltigen Energieversorgung – direkt vor Ort und frei von Schadstoffausstoß.“

„Die Sonne liefert jede Menge kostenlose und klimafreundliche Energie. Sowohl für die Stromerzeugung als auch für die Wärmegewinnung wollen wir diese einzigartige Quelle für die Energie- und Wärmewende in Tübingen nutzen“, sagt Ortwin Wiebecke, Geschäftsführer der Stadtwerke Tübingen. „Mit dem Solarthermiepark Au bauen wir eine ganz wichtige Säule für die Wärmetransformation. Diese Anlage liefert große Mengen an erneuerbarer Wärme. Damit steigen nicht nur die verfügbaren Wärmemengen im Netz, sondern unsere Fernwärme wird mit dem Solarthermiepark Au auch klimafreundlicher“.

 

Eine der größten Solarthermie-Anlagen in der Region mit Großwärmespeicher

Mit sieben Megawatt maximaler Wärmeleistung wird der Solarthermiepark Au eine der größten Anlagen in der Region. Zum Vergleich: Eine der größten Solarthermie-Anlagen Deutschlands, die in Ludwigsburg steht, hat eine Spitzenleistung von neun Megawatt. Die swt rechnen mit rund 6.000 Megawattstunden Wärmeerzeugung pro Jahr. Die Grundfläche vom Solarthermiepark  beträgt 23.200 Quadratmeter. 12.000 Quadratmeter umfassen die Vakuum-Röhrenkollektoren, deren Kollektorhöhe 2,30 Meter beträgt. Ein Wärmespeicher mit 1.250 Kubikmetern Volumen ergänzt die Anlage. Durch seine großzügige Dimensionierung lässt sich der Speicher auch als Netzspeicher nutzen. Damit entstehen auch wichtige Flexibilitäten für den Betrieb der heutigen und zukünftigen Wärme- und Stromerzeugung. Rund 880 Tonnen CO2 spart die Anlage pro Jahr ein. Im Herbst 2025 soll die Anlage ans Netz gehen.

Den aktuellen Baufortschritt dokumentieren die Stadtwerke mit regelmäßigen Fotos von der Baustelle in einem Bautagebuch unter www.swtue.de/solarthermie-au

 

Netz und Anlagen – Zweiklang der Wärmewende

Perspektivisch wollen die swt wesentlich mehr Gebäude an die Fernwärme anschließen Hierfür und für die Wärmewende müssen die Stadtwerke Tübingen an beiden Säulen der Fernwärmeversorgung arbeiten. Es ist ein Zweiklang aus Netzausbau und neuen Wärmeerzeugungsanlagen. Beide Säulen müssen strategisch klug und miteinander synchronisiert ausgebaut werden. Leistungsfähige Erzeugungsanlagen erfordern ein leistungsfähiges Übertragungsnetz damit die Wärmemengen zum Kunden transportiert und effizient genutzt werden können.

Für die Weiterentwicklung der beiden swt-Fernwärmenetze „Süd“ und „Innenstadt“ spielt die große Freiflächenanlage zudem ihre Vorteile gegenüber einzelnen Dach-Solarthermieanlagen auf Einzelgebäuden aus. Während in Wohngebieten Faktoren wie Verschattung oder baurechtliche Vorgaben Dach-Solarthermie schwierig und teuer machen – oder gar, wie in der Altstadt ausschließen – erzeugt eine große Freiflächenanlagen größere Mengen klimafreundlicher Wärme für viele Anschlussnehmer. Durch die zentrale Verteilung der Wärme und die Einbeziehung eines großen Wärmespeichers geht keine Energie verloren. Insgesamt überwiegen daher für die Stadtwerke die Vorteile bei einer thermischen Freiflächensolaranlage. Ganz besonders in Verbindung mit einem großen Fernwärmenetz. Mit einer Anlage wie dem Solarthermiepark Au können Kosten gesenkt, die Energieeffizienz verbessert und die Umweltbelastung reduziert werden.  

 

Neckarunterquerung vor wenigen Wochen Meilenstein für Netzausbau

Beim Netzausbau hatten die swt erst vor wenigen Wochen mit der Unterquerung des Neckars („Neckardüker“) einen wichtigen Meilenstein erreicht. Die zukünftige Verbindung der Tübinger Fernwärmenetze über die Leitung unter dem Neckar öffnet Perspektiven für die Anbindung der Innenstadt – und für die Integration neuer Wärme-Erzeugungsanlagen wie den Solarthermiepark Au und später die neue Großwärmepumpe am Tübinger Klärwerk.

 

Freizeitfläche zur Naherholung für Tübinger Quartiere

Nördlich angrenzend an den Solarthermiepark erstellt die Stadtverwaltung ein Grün- und Freizeitgelände. Auf ca. 15.000 Quadratmetern entsteht ein Freiraumangebot für die Quartiere der Südstadt. Der Wunsch nach gut erreichbaren Grünräumen geht auf eine Idee des „Arbeitskreis Soziales“ in der Südstadt zurück, der von den neuen Bewohnenden des Alten Güterbahnhofs aufgegriffen wurde. Auf der Fläche sind Wiesenflächen für freies Spiel und zum Lagern, eine Grillstelle, sowie Sitz- und Aufenthaltsbereiche geplant. Die Stadtwerke haben ihre finanzielle Beteiligung für eine Spiellandschaft zugesagt. Aber es wird auch Platz gelassen für Aktions- und Ruhepunkte, die sukzessive von Initiativen geplant und entwickelt werden können. Die Umsetzung erfolgt anschließend an den Bau des Solarthermieparks durch die Stadtverwaltung. Die Planung des Geländes erfolgt durch ein Landschaftsarchitekturbüro und wurde in einer Bürgerbeteiligung und zwei Workshops des Jugendgemeinderats zusammen mit der Stadtverwaltung und dem AK Soziales entwickelt. Als vorbereitender erster Schritt sind im letzten Jahr bereits fünf städtische Kleingärten auf die Nordseite der Eisenbahnstraße umgezogen.

 

Fernwärme-Kampagne „Tübingen macht’s einfach“ gestartet

Das Fernwärmenetz der Stadtwerke in Tübingen zählt zu den größeren Fernwärmenetzen in Baden-Württemberg. Seit über 50 Jahren bauen die swt ihr Netz kontinuierlich aus. Mit dem Klimawandel im Hinterkopf, den Klimaschutzzielen der Universitätsstadt für 2030 vor Augen und einer bereits fertigen Kommunalen Wärmeplanung als Grundlage, ziehen die swt das Ausbautempo in den nächsten Jahren an.

„Tübingen macht’s einfach“ lautet daher das Motto einer neuen Fernwärme-Kampagne der Stadtwerke Tübingen. Mit der Kampagne wollen die swt die Notwendigkeit für etliche Baumaßnahmen im Zuge des Fernwärmeausbaus deutlich machen – aber auch auf die Vorteile für die Universitätsstadt und ihre Einwohnerschaft aufmerksam machen. Auf der Kampagnenseite www.tüwärme.de finden sich alle wichtigsten Informationen dazu. Außerdem kann man sich dort über die Verfügbarkeit eines Fernwärme-Anschlusses informieren und sein Interesse vormerken lassen.