Der Stifter: Jakob Hoch, Tübinger Bankier in Paris
Als die Stadt Tübingen Anfang des 20. Jahrhunderts ein „ganzjährige Badeanstalt“ plante, waren die Mittel knapp. Nicht zuletzt haben großzügige Stiftungen aus der Tübinger Bürgerschaft den Bau des Uhlandbads möglich gemacht. Rund 70.000 Reichsmark Spenden flossen in den städtischen Badfonds. Einer der Stifter war der Tübinger Bankier Jakob Hoch, der bei seinen regelmäßigen Besuchen aus Paris die hiesige „Badbauaffaire“ interessiert verfolgt hatte. Ingrid Hoch-Carstens hat uns die Geschichte ihres Urgroßonkels erzählt.
Die Hopfenfamilie Hoch
Die Familie meines Urgroßvaters, Ferdinand Hoch, stammte aus Gönningen am Rand der Schwäbischen Alb. Der Ort war für den Samenhandel bekannt: Viele Gönninger verdienten ihren Lebensunterhalt mit dem Handel von Blumen- und Gemüsesamen oder Blumenzwiebeln. Von den vier Brüdern eröffnete einer, Georg, in Reutlingen eine Samen und Tulpenzwiebelhandlung. Ferdinand und Martin Hoch kamen nach Tübingen und wurden Hopfenhändler. Martin Hoch baute das spätere „Amerikahaus“ in der Karlstraße (heute d.a.i.). Gleich gegenüber seiner Hopfenhandlung wurde ja dann das Uhlandbad errichtet. Mein Urgroßvater ließ sich mit seinem Geschäft in der Wilhelmstraße 14 nieder. Er hatte sieben Kinder - und noch wir wuchsen dort quasi „im Hopfen“ auf. Ende des 19. Jahrhunderts gab es viel Hopfenanbau in der Gegend, bei Tübingen etwa dreimal soviel wie Wein. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg ging das stark zurück. 1962 schloss die Hopfenhandlung Hoch.
Ein Tübinger Bankier in Paris
Doch nun zum vierten Bruder: Jakob Hoch ging Ende des 19. Jahrhunderts nach Paris und machte Karriere als Bankier. Doch er blieb seiner Heimatstadt Tübingen sehr verbunden, verfolgte stets interessiert, was dort passierte und kam regelmäßig auf Besuch. Er wohnte aber niemals bei seinen Brüdern, sondern bezog immer eine Suite im Hotel Krone. Mit war das gar nicht bekannt, aber als das Hotel 100-jähriges Bestehen feierte, hat man sich bei uns stellvertretend für den treuen Stammgast früherer Zeiten bedankt: Offenbar hatte Jakob Hoch dem Hotel in schwierigen Zeiten auf die Beine geholfen. Auch die Pläne zu einem „Stadtbad“ hatte er interessiert verfolgt und eine große Summe gestiftet, 8.000 Reichsmark. Die Dankesbriefe der Bürgerlichen Kollegien und die Planzeichnungen von 1912 haben wir noch. Leider hat er selbst den Baubeschluss und die Fertigstellung nicht mehr erlebt: 1911 starb Jakob Hoch und wurde auf dem Tübinger Stadtfriedhof begraben.
Jakob hatte übrigens nie geheiratet. Was wir offiziell nicht wussten: Er lebte in Paris mit einer Frau zusammen und hatte auch mehrere Kinder. Die hatte er alle anerkannt und für eine gute Ausbildung gesorgt. Viele Jahre später stand dann einmal eine feine Dame aus Paris vor unserer Tür, eine Enkelin Jakob Hochs, die unsere Familie ausfindig gemacht hatte und ihre Tübinger Verwandten kennenlernen wollte – das war eine Überraschung!
Erinnerungen ans Wannenbad
Wenn auch mein Urgroßonkel das Uhlandbad nie gesehen hat – wir waren sehr häufig dort. Ich selbst bin als Kind in den 50er-Jahren zweimal die Woche mit meiner Mutter ins Wannenbad gegangen. In dem großen Haus in der Wilhelmstraße gab es zwar ein Badezimmer – für mehrere Wohnungen. Und wir mussten uns wegen der Benutzung immer mit dem Großvater einigen, das war manchmal kompliziert und so nutzten wir das nahe Uhlandbad. Ich erinnere mich, dass es da sehr warm und laut und oft alles voller Dampf war. 1957 wurde dann ein Badezimmer in der Wohnung unserer Familie eingebaut. Doch dem Uhlandbad bin ich treu geblieben: Als Schülerin hatte ich Schwimmunterricht dort, als Studentin bin ich oft ins Uhlandbad gegangen und noch heute schwimme ich dort gern.