Sorgte für Ordnung: Manfred Schwarz

Als junger Stadtwerke-Mitarbeiter hat er die Sanierungsarbeiten begleitet, später leitete er die Bäderverwaltung. Manfred Schwarz berichtet Erinnerungen an seinen Einsatz fürs Uhlandbad:

„Dass der Schauspieler nackt ins Schwimmbecken sprang, konnte ich nicht verhindern!“ Manfred Schwarz hat so einige Anekdoten auf Lager, wie die vom Filmdreh 1969. Damals sollte er im Auftrag der Stadtwerke die Dreharbeiten eines vielversprechenden Tübinger Jungfilmers im Uhlandbad organisieren und überwachen. „Von der Empore aus habe ich natürlich die Akteure unten in der Schwimmhalle beobachtet. Plötzlich ließen die alle Hüllen fallen. Nacktaufnahmen in einem öffentlichen Bad – das ging gar nicht!“

Morgens um 5 Uhr zur Stelle

Damals war er in seinem 2. Dienstjahr bei den Stadtwerken und unter anderem in der Bäderverwaltung tätig. Und da gab es Einiges zu tun: Gerade hatte der Gemeinderat für die dringend notwendige Sanierung des Uhlandbads gestimmt. Eine große Sache! Doch auch andere „Baustellen“ waren dringlich: „Leider musste ich feststellen, dass im Uhlandbad ein gewisser Schlendrian eingekehrt war. Guter Service und einwandfreie Hygiene funktionieren nur mit einem gewissen Maß an Disziplin. Den Schwimmmeistern damals hat die Frühschicht mit den Vorbereitungsarbeiten ab 5 Uhr gar nicht zugesagt. Also hab ich Kontrollgänge gemacht, bin regelmäßig zu Beginn der Frühschicht hingefahren. Einmal bin ich dabei in eine Radarfalle gesaust – woraufhin der Ordnungsamtsleiter sich erkundigte, was ich zu solch einer Zeiten denn mit dem Dienstwagen in der Stadt zu suchen hätte ...“

Wie spätere Mitarbeiter berichten, war man sich in den Bädern nie sicher, wann „der Schwarz“ auftaucht. Noch Jahre danach hat er jeden Morgen persönlich die Post in den Tübinger Bädern abgeholt. Da war er längst Abteilungsleiter und Prokurist.

„Einem höheren Beamten widerspricht man nicht!“

Im Uhlandbad hatte er zunächst für die Schließung der unrentablen Wäscherei gesorgt, dann die Sanierungsarbeiten mit der kompletten Umgestaltung des Vorbaus: Die Wannenbäder zogen um, Wände wurden eingerissen, eine Empfangshalle entstand. Die Schwimmhalle wurde durch neue Lüftungs-, Reinigungsanlagen und ein vertieftes Becken mit Überlaufrinne aufgewertet, der Sanitär und Hygienebereich vergrößert. Später folgte die Umstellung der Wärmeversorgung und Anbindung der Fernwärmeschiene Uhlandstraße. Im Zuge der Öffnung des Hallenbads Nord 1974 organisierte er die neue Preisgestaltung der Bäder und setzte sich dafür ein, die Begrenzung der Badezeit endlich aufzuheben.

„In dieser Zeit waren viele Abstimmungen mit der Stadt nötig und ich wurde oft aufs Rathaus zitiert“, berichtet Schwarz. Da ging es durchaus zur Sache: „Als ich den Oberbürgermeister Gmelin mit „Herr Gemlin“ ansprach, gab es einen Rüffel: ‚Sie können mich ruhig mit Herr Oberbürgermeister ansprechen‘, hieß es. Und als ich einmal mit einem städtischen Amtsleiter aneinandergeriet, ließ mich kurz darauf die swt-Werksleitung wissen: ‚Einem höheren Beamten widerspricht man nicht!‘“


„Schlagt ihn doch zusammen!“

Natürlich erinnert auch er sich an die Affäre um den „steinernen Jüngling“: „Beim Umbau der Schwimmhalle und des Beckens gab es für die Figur des Jünglings keinen Platz mehr. Sie wurde zudem als altmodisch und unpassend empfunden. Der sehr temperamentvolle damalige Betriebsleiter des Uhlandbads, Lange, schlug kurzerhand vor, die Steinfigur zusammenzuschlagen. Der Architekt Huthmacher ließ sie aber verpacken und sicherstellen. Nachdem sich die Witwe des Künstlers nach dem Verbleib erkundigte, haben wir sie schnell wieder herbeigeschafft und 1974 vor dem Eingang des Hallenbads Nord aufgestellt.“ Was er heute bedauert: „Leider ist vor und während der Sanierungsarbeiten in den 60er und 70er Jahren kaum etwas fotografiert worden – sodass es heut kaum Bilddokumente vom alten Uhlandbad aus dieser Zeit gibt.“

Er selbst kennt das Uhlandbad als Innenstadt-Kind auch aus dem Schulunterricht. „An die Mutsprünge von der Galerie erinnere ich mich gut. Weniger gern an unseren schrecklich strengen Sport- und Schwimmlehrer Nassel, vor dem ich mich richtig gefürchtet hab. Als ich bei den Stadtwerken anfing, traf ich im Uhlandbad eine frühere Nachbarin wieder, die Kassiererin Maria Schuster, die mich schon als Kind kannte. Jedesmal erzählte sie mir, wie ich im tiefsten Winter auf dem Heimweg „Alle Vögel sind schon da“ gesungen hab  – eine nette Begegnung!“