Die Gasspürer der Stadtwerke sind Sachkundige im Sinne des Regelwerks des DVGW. Die Fachkenntnisse werden regelmäßig bei Fortbildungen erneuert. Mehrere hundert Kilometer legt ein Gasspürer im Jahr zu Fuß zurück. Er läuft das gesamte Erdgas-Rohrleitungsnetz der Stadtwerke ab – und wenn er alle 479 Kilometer überprüft hat, fängt er wieder von vorne an. Er misst, ob irgendwo Erdgas austritt – und dort somit eine Schadstelle zu vermuten ist. Zum Einsatz kommt dabei ein hochempfindliches Spezialmessgerät. Es erfasst Erdgaspartikel in der Luft im Millionenstelbereich.
Unentdeckte Gasaustritte bergen großes Risiko
Über 9.000 Hausanschlüsse hängen am Erdgasnetz der Stadtwerke. Sie werden besonders dann genauer überprüft, wenn der Gasspürer außen am Gebäude Erdgasspuren feststellt, die bestimmte Grenzwerte überschreiten. Das technische Regelwerk hat für die Überprüfung von Gasleitungen unterschiedliche Schadensklassen mit entsprechenden Grenzwerten definiert. Wird vom Gasspürer ein Schaden der höchsten Schadensklasse festgestellt, muss unverzüglich noch am selben Tag gehandelt und der Schaden mit Hilfe sofortiger Tiefbauarbeiten behoben werden. Dem Erdgas wird ein Geruchsstoff beigemischt, den Menschen bereits bei einer Konzentration ab ca. 100 ppm (parts per million) riechen können. Die Explosionsgrenze von Erdgas liegt bei 40.000 ppm, also deutlich höher. Die Alarm-schwelle beim Messgerät liegt schon bei 10 ppm. Eine zu hohe Erdgaskonzentration in der Luft und gleichzeitigem Vorliegen einer Zündquelle (Funke, Feuer usw.) kann eine Explosion auslösen.
Umso wichtiger ist die Arbeit der Gasspürer. Während das Ausasten der swt-Stromsparte zu Jahresbeginn die Strom-Freileitungen vor dem Einwachsen bewahren soll, um Stromausfälle zu vermeiden, bringen die Überprüfungen durch den Gasspüren für jedes einzelne Gebäude am Erdgasnetz eine notwendige Sicherheit. Das ist auch im Interesse der Gebäudebewohne-rinnen und -bewohner. Die neue europäische Methanverordnung hat das Ziel aus Klimaschutzgründen Methanemissionen weiter zu reduzieren. Dann ist ein Erdgasnetz durchschnittlich innerhalb von zwei Jahren vollständig durch den Netzbetreiber zu überprüfen. Deshalb müssen die Prüfstrecken noch häufiger abgelaufen werden.
Kooperationsbereitschaft von Grundstücks- und Hausbesitzern erleichtert die sicherheitsrelevante Spürarbeit
Der Gasspürer der swt trägt bei seinen Prüfgängen Dienstkleidung der swt und kann sich jederzeit auch durch einen Dienstausweis ausweisen. Erdgashausanschlussleitungen verlaufen üblicherweise von der Gashauptleitung in der Straße unter der Erdoberfläche zu den Gebäuden. Er ist berechtigt, Grundstücke unangekündigt und ohne vorherige Anmeldung zu betreten, um dem Verlauf der Gasleitung mit dem Messgerät folgen zu können. Das ist logistisch auch nicht anders möglich. Grundstückbesitzer und Gebäudebewohner können deshalb die Arbeit der Stadtwerke Tübingen unterstützen und beschleunigen, indem sie dem Gasspürer den Zutritt zum Grundstück oder Haus nicht verwehren und ihm damit auch im eigenen Interesse bei seiner sicherheitsrelevanten Arbeit erleichtern.